Es ist jedesmal wieder wie ein kleines Wunder für mich. Eigentlich IST es ja auch ein Wunder. Da kommt ein Baby auf die Welt, ganz klein und so zart und kaum ein Jahr später: Patsch! Rein mit dem Händchen in den Farbtopf und auf geht´s! Erste Malerfahrungen! Für das Kleinkind ist es wie Magie: wie aus dem Nichts erscheint plötzlich eine farbige Spur auf dem Papier. Und die Kinder quittieren diese Erfahrung auch mit entsprechend viel Begeisterung. Das überraschte Lächeln breitet sich ganz schnell über das Gesichtchen aus und die Sonne geht auf. Immerhin hat das Kind gerade gemerkt, dass es etwas bewirken kann. Das fühlt sich gut an!
Jetzt stellt sich für die meisten Eltern die Frage: wie kann ich mein Kind sinnvoll fördern und unterstützen?
Es ist leichter als gedacht! Hier sind einige Tipps:
Besorgen Sie qualitativ hochwertige Fingermalfarben, achten Sie dabei auf das CE-Zeichen. Dieses Zeichen garantiert, dass die Farben ungiftig sind. Ihr Kleinkind wird auf jeden Fall die farbigen Fingerchen in den Mund stecken und dann wahrscheinlich gleich das Gesicht verziehen: gute Fingermalfarben sind mit einem natürlichen Bitterstoff versetzt, damit die Geschmackserfahrung nicht zur Wiederholung anregt. Wenn Sie sich das Putzen nach der Malaktion ersparen möchten, setzen Sie ihr Kind zum Malen in die Dusch- oder Badewanne.
Wenn Sie zu Hause nicht die Möglichkeit haben, Ihr Kind mit Fingermalfarben matschen und patschen zu lassen, gönnen Sie Ihrem Kind ab und zu eine Malstunde in einem Kreativstudio. Dort trifft das Kind auch gleich auf andere „Malkameraden“ in der gleichen Altersgruppe und so macht es dann auch gleich noch mehr Spaß!
Für zu Hause gibt es kindgerechte Malprodukte, wie zum Beispiel Wachsmalblöcke, die auch Kleinkinder im Faustgriff fassen und damit ihre Malspuren machen können. Achten Sie auf gute Qualität! Kreiden und Stifte die hart sind, schlecht pigmentiert, die bröckeln oder nur mit sehr viel Druck Farbe abgeben, nehmen sehr schnell die Freude am Malen. In Fachgeschäften können Sie die Produkte vor dem Kauf ausprobieren!
Werfen Sie die bemalten Blätter nicht weg! Reservieren Sie eine Schublade oder besorgen Sie eine Mappe, um die Blätter ihres Kindes aufzuheben. Ihr Kind wird das sehr früh als ein Zeichen der Anerkennung verstehen und es wird sich bestärkt fühlen.
Besorgen Sie ein unliniertes Schreibheft oder ein Skizzenbuch für ihr Kind. So haben Sie keine „fliegenden“ Blätter und so ein Heft oder Buch kann man auch für unterwegs leicht einpacken.
Vergessen Sie nicht, dass das Malen für Ihr Kind ein Spiel ist. Der Malvorgang ist dem Kind wesentlich wichtiger als das Endprodukt.
Wenn Ihr Kind etwas größer ist, beginnt es erste Formen zu malen. Widerstehen Sie bitte der Versuchung und kaufen Sie Ihrem Kind bitte keine Malbücher. Auch die viel gelobten Mandala-Malbücher richten mehr Schaden als Nutzen an. (Im Kindergarten kommt man dann ohnehin nicht um die Ausmalblätter herum)
Wenn ein Kind zum Beispiel einen Vogel malen möchte, muss es sich Gedanken machen, seine Beobachtungen reflektieren und seine Erfahrungen, wie denn ein Vogel aussieht, mit dem Stift oder Pinsel selbst in eine Form fassen. Man sieht, wie viele komplexe Vorgänge mit dieser Tätigkeit verbunden sind! Sobald dem Kind ein Malbuch vorgesetzt wird, wird aus dem kreativen Vorgang, nämlich dem Erdenken und Umsetzen einer Figur, ein rein mechanischer Vorgang: das Ausmalen einer vorgegebenen Form.
Wenn Ihr Kind ein bisschen älter ist, ca. 3 Jahre, bringen Sie doch auch Knetmassen ins Spiel! Beidhändiges Kneten ist gut fürs Gehirn, weil dadurch das Corpus Callosum, die „Datenautobahn“ die unsere Gehirnhälften verbindet, gestärkt wird. Modellieren fördert auch das räumliche Denken.
Neben Ton und weichen Knetmassen, die es in allen Farben gibt, kann man auch selbst Salzteig herstellen und damit arbeiten! Im Internet findet man viele Rezepte für Salzteig, das hier ist mein Lieblingsrezept, das ich schon oft probiert habe und das immer super funktioniert:
2 Tassen Mehl
1 Tasse Salz
1-2 Esslöffel Kleister
1 Tasse Wasser
Alles gut in einer Schüssel zusammen rühren, kurz durchkneten und es kann losgehen!
Am Wichtigsten jedoch ist, egal was ihr Kind macht, ob es malt, zeichnet oder modelliert: lassen Sie es einfach in Ruhe werken. Ich weiß, dass es schwierig ist, aber versuchen Sie, sich jeden Kommentar zu verkneifen. Der französische Pädagoge und Forscher Arno Stern hat geschrieben: Zitat “Jedes Kind liebt es zu malen, genießt seine bunten Spuren auf dem Papier – solange bis wir Erwachsenen anfangen, sein Bild zu deuten, zu loben, zu verbessern oder gar zu benoten. Denn dann malt das Kind, was WIR sehen wollen, und seine ursprüngliche Lust am Spiel mit Farben und Formen geht allmählich verloren.“Zitat Ende
Leider sind wir die Normen unserer leistungsorientierten Gesellschaft schon so gewöhnt, dass wir diese, ohne es selbst zu merken, an unsere Kinder weitergeben. Wir finden Malwettbewerbe toll, wir möchten die Bilder unserer Kinder am Liebsten ausstellen und prämieren lassen und für Tante Annis Geburtstag soll ein „schönes Bild, das sie in ihrer Wohnung aufhängen kann“ produziert werden. (Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, ob wir da nicht an unseren Kindern etwas ausleben wollen, was wir in uns verloren gegangen glauben. Vielleicht wäre es da an der Zeit, mal selbst wieder mal zu Farben und Papier zu greifen, und sich dem unbeschwerten Schöpfen und Gestalten hinzugeben. Das ist nur eine Vermutung.)
Wenn Sie mehr Informationen über das Thema der kreativen Entwicklung haben möchten, kann ich von Herzen zwei Bücher empfehlen:
Arno Stern, „Wie man Kinderbilder nicht betrachten soll“ ISBN 978-3-89883-328-8
Knut Phillips, „Warum das Huhn vier Beine hat“ ISBN 978-3-87820-139-7
Mein Kreativstudio „Mitunter Bunter“ ist jeden Dienstag für die Kinder reserviert! Am Vormittag, immer um 10 Uhr und um 11 Uhr, findet das „Klecks! Babyatelier“ statt. Hier können Kleinkinder ab 12 Monaten ihre ersten Malerfahrungen mit qualitativ hochwertigen Fingermalfarben machen.
Am Nachmittag gehört das Studio den „Großen“. Die Kreativwerkstatt wendet sich an Kinder ab 4 Jahren und findet immer um 16 Uhr und um 17 Uhr statt. Das Programm ist sehr abwechslungsreich und reicht von Papier schöpfen über Filzen bis hin zu Drucktechniken, Mosaik, Collagen und vielem mehr.
Das Programm für die Monate Juli und August finden Sie auf meiner Webseite: http://mitunterbunter.com/juni-bis-august-in-der-kreativwerkstatt/
Zu Fragen rund um Kreativität und kreative Techniken stehe ich natürlich immer gerne zur Verfügung!
Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern einen bunten und kreativen Sommer!
Alles Liebe,
Katharina Morawitzky
Mitunter Bunter
Inh. Katharina Morawitzky
Reindorfgasse 9/2/R1, 1150 Wien
0660/6552469
mitunterbunter.com
k.morawitzky@gmx.at
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